Wildlife Fotografie Tipps für Anfänger und alle anderen Interessenten.
Liebe Besucher,
im Laufe der Jahre habe ich mit Tierfotografie einige Erfahrungen gesammelt, welche ich gerne Teilen würde.
Was wird Alles benötigt, um Tiere erfolgreich fotografieren zu können? Viele denken, es ist die Technik, kaufen teure Kameras, Objektive und dann wundern, warum die Vögel sich nicht vor der Linse setzten, warum die Fotos, welche von einer großen Entfernung gemacht wurden, nicht schön und verrauscht sind.
Für Tierfotografie werden aber einige andere Komponente noch dazu benötigt, als nur die Technik. Meiner subjektiven Meinung nach, ist für die Tierfotografie folgendes, in der Reihenfolge, notwendig:
1) Das Wissen
2) Forschen – Finden – Beobachten
3) Die Tarnung
4) Das Können
5) Die Technik (Kamera, Lange Brennweite, Stativ)
Hier werde ich oben aufgezählte Komponente einzeln beschreiben.
Das Wissen
Was sollte ein Naturfotograf Alles über die Tiere wissen? Welche Informationen, welches Lernmaterial sollte man verwenden?
Da ich nicht weltweit, sondern in Europa fotografiere, werde ich von Deutschland ausgehen, diese Fragen beantworten und mit Vögel anfangen.
In Deutschland treffen wir Stand – und Zugvögel, Vögel, welche nur auf der Durchreise sind und in verschiedenen Regionen Deutschlands zum Kräfte sammeln halten. Jede Art hat seine Eigenschaften, unterschiedliche Lebensräume, Brut – und Balzzeiten, Ankunftszeiten der Zugvögel sind ebenso unterschiedlich.
Empfehlenswert fürs Wissen ist Erwerb eines Vogelführers. Als Beispiel: „Der Kosmos Vogelführer: Alle Arten Europas, Nordafrikas und Vorderasiens“ (Lars Svensson), oder „Die Vögel Europas und des Mittelmeerraumes“ (Lars Jonsson). Es gibt aber viele weitere, interessante und lehrreiche Bücher.
Anhand des Vogelführers kann man als erstes Standvögel von Zugvögel unterscheiden, die Arten, Lebensräume, Ankunftszeiten, Brut und Balzzeiten lernen etc.
Wichtig: Man sollte ganz genau wissen, was, wo und wann man fotografieren möchte und hierfür sind die Vogelführer sehr hilfreich.
Forschen – Finden – Beobachten
Wurde festgelegt, welche Art wir fotografieren möchten? Dann wird erst nach Lebensraum gesucht. Hierfür würde ich für viele Situationen ein Fernglas empfehlen, soll nicht teuer sein, selber verwende ich ein Fernglas von der Deutschen Firma „Steiner„, das Modell Safari UltraSharp 8×30.
Sobald Lebensraum gefunden wurde, beobachtet man diesen so lange, bis die gewünschte Vogelart gesehen und richtig identifiziert wurde. Was ist bei der Beobachtung wichtig? Wo sitzt er meistens, wo nimmt er Futter zu sich, ist es evtl. ein Brutpaar und versucht gerade ein Brutplatz zu beziehen? Haben die gerade Jungvögel? Ist die Beobachtung zu Ende, wurden alle Fragen beantwortet, dann beginnt man mit Ansitz.
Die Tarnung
Es gibt Vogelarten, die sehr empfindlich und entsprechend vorsichtig sind, manche kann man wiederum aus dem Auto ruhig fotografieren. Jedoch ist eine Tarnvorrichtung empfehlenswert und m. E. unbedingt notwendig.
Es gibt viele verschiedene Tarnmethoden wie Tarnzelt, Zeltstuhl, Tarnschirm mit Tarnnetz, Tarnumhang, Fahrzeug mit Tarnnetz, natürliche Tarnung in dem Gebüsch & Tarnkleidung.
Selber verwende ich ein 1 Mann Zeltstuhl, Tarnschirm mit übergeworfenem Tarnnetz, ab und zu 3D Tarnkleidung und fotografiere auch öfters vom Auto aus, wo an der Fahrerseite Tarnnetz mit 2 starken Magneten befestigt ist (siehe Fotos unten). Wie gesagt, es ist von Art zu Art immer anders, auch die Umgebung und das Gelände-Relief spielt eine große Rolle.
Tarnsessel

Tarnschirm mit Netz


Fensterstativ mit dem Tarnetz am Fahrzeug
3D Tarnkleidung & Berlebach Tarnstativ Report 332 & Pegasus Kopf
Das Können
Hier werde ich mich kurz fassen, da es verschiedene Möglichkeiten gibt das Fotografieren zu lernen, auch speziell für Naturfotografie. Es gibt Workshops, Sendungen, Videos und natürlich Bücher auch. Auf jeden Fall sollte man mit der Kamera vertraut sein, Alles verstehen, manuell fotografieren können u.s.w.
Menschen, welche schon mal mit einer analogen, vollmanueller Kamera fotografiert haben, kennen die Grundregeln der Fotografie sehr gut und tun sich mit der digitalen Fotografie viel leichter. Demnach würde ich jedem empfehlen, zumindest ein paar Filme durch eine manuelle, analoge Kamera zu jagen um zu verstehen, wie die Kameras überhaupt funktionieren.
Die Technik (Kamera, Lange Brennweite, Stativ)
Es gibt unzählige Kameras auf dem Markt, von kompakt bis zu den schweren Professionellen Spiegelreflex, was ein Mensch sich nur wünschen kann, Alles ist da und wartet nur noch, gekauft zu werden. Deswegen fällt die Entscheidung nicht immer leicht.
Wir stellen uns die Frage, „welche Kamera ist für mich geeignet?“ und nicht „welche Kamera ist besser?“ Mann sollte sich erst eine Frage stellen, Was will ich machen? Welche Ansprüche habe ich? Was mache ich mit den Fotos? Wie oft gehe ich zum Fotografieren und werde ich die nächsten Jahre noch damit beschäftigt sein? Habe ich nicht vor, 2 mal in der Woche in der Natur zu sein und im Zelt zu sitzen, so ist evtl eine Kompakt – oder Bridgekamera mit langer Brennweite ausreichend? Welches System möchte ich überhaupt haben? Spiegelreflex? Spiegellos? Vollformat? Wo liegen die Prioritäten, das ist wichtig…… Meiner Meinung nach sollte Jeder für sich entscheiden, welche Kamera für seine Zwecke optimal ist.
Nun kommen wir zu dem Objektiv. Mittlerweile gibt es für jedes System und Bajonett lange Brennweiten mit guter Qualität. Wichtig hier ist m. E. als erstes die Brennweite. Für Vogelfotografie ist für mich die Mindestbrennweite 600mm ein Muss, je mehr so besser. Aktuell habe ich 800mm, was in manchen Situationen, trotz Spitzenqualität der Linse, nicht wirklich ausreichend ist…
Ein wichtiger Bestandteil des Equipments ist ein gutes Stativ mit dem guten Stativkopf. Hier sollte man nicht sparen und gleich das beste suchen. Ein wackelfreies, stabiles Stativ ist beim fotografieren und auch filmen sehr wichtig, besonders bei schlechtem Wetter mit wenig Licht, wo die Verschlusszeiten nicht mehr kurz gehalten werden können! Im laufe der Jahre habe ich mehrere Stative besessen, manche waren zu leicht und instabil, bei manchen haben die Köpfe nicht gepasst u.s.w. Letztendlich habe ich für mich das beste Stativ mit dem, für Fotos, besten Kopf gefunden, ein Berlebach Report 332 inkl. Nivelliereinheit & Pegasus Kopf. Ein Holzstativ, welches in Handarbeit in Deutschland hergestellt wird und ein Stativkopf in feinster Maschinenbau-Qualität made in Germany. Fürs Filmen verwende ich das gleiche Stativ mit Manfrotto MVH502AH Pro Fluid Video Neiger.
Hier noch ein paar wichtige Tipps:
1) Kugelkopf ist für Tierfotografie nicht geeignet
2) Fürs Fotografieren aus dem Auto gibt es Fensterstative (das beste ist von Berlebach, es wird aber zusätzlich ein Kopf benötigt)
3) Die Entfernung für Singvögel dürfte nicht mehr als 10-15 Meter sein.
4) Bei Größeren Vögel wie Bussarde etc. um die 20-25 Meter.
5) Im Winter kann man im Wald ein Fütterungsplatz für die Singvögel einrichten, regelmäßig mit Futter versorgen und dort fotografieren.
6) Verschlusszeiten bei nicht fliegenden, oder laufenden Objekten sollten ab 1/800 sein, um die Objekte ohne Bewegungsunschärfe festhalten zu können.
7) Verschlusszeiten bei fliegenden, oder Laufenden Objekten sollten 1/2000 sein, bei kleineren, flinken Vögeln noch kürzer.
8) Bei kurzen Verschlusszeiten ist man oft gezwungen ISO zu erhöhen. Man sollte aber auf die Grenzwerte der Kamera aufpassen. Bei mir ist es ISO 3200
9) Bei der Makrofotografie von Insekten würde ich eine 3D Makroschiene empfehlen. Muss nicht teuer sein, am Anfang tut Neewer auch.
10) Bei der Blende verwende ich Blendenautomatik, Blendenwert sollte aber, aufgrund der Tiefenschärfe f8 nicht unterschreiten. (falls Licht es erlaubt)
Ich würde mich sehr freuen, wenn die Tipps hilfreich gewesen sind, bei Fragen stehe ich per E-Mail Kontaktformular gerne zur Verfügung.
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.